In vielen Religionen wird Luxus häufig als Verschwendungssucht gesehen und daher als moralisch verwerflich bezeichnet. Aber auch der Begriff des Luxus und seine ethische Bewertung unterliegt einem steigenden Wandel. Fließendes Wasser im Haus, Badezimmer und eine moderne Kanalisation in einfacheren Häusern und Wohnungen wären vor 150 Jahren ein unvorstellbarer Luxus gewesen. Heute gehört vieles zum normalen Lebensstandard, was für unsere Vorfahren unerreichbar war.
Dennoch gab und gibt es zu jeder Zeit Luxus und Luxusgüter. Wer sie sich leistet zeigt damit, dass er/sie wirtschaftlich unabhängig und erfolgreich ist. Heute wird in der Werbung offen für bestimmte Luxusgüter geworben. Man denke nur an Firmen wie Louis Vuitton, Prada, Porsche oder Champagner diverser Marken. Alles soll das Besondere und Einzigartige betonen, soll zeigen, dass „man“ nicht nur über Geld verfügt, sondern auch noch Stil hat. Wobei zu viel des Guten auch schnell zur unangenehmen Protzerei führen kann.
Der kleine Luxus
Aber Luxus kann auch ein immaterielles Gut sein. Wer jetzt seinen Garten, seine Terrasse oder seinen Balkon bei schönem Wetter genießen kann, betrachtet dieses kleine private Glück schon als echten Luxus. Ein Wochenende ohne irgendwelche Verpflichtungen ist für Menschen, die beruflich stark gefordert sind, oftmals ein wahrer Luxus. Auch ein neues Kleid, eine neue Hose oder ein paar neue Schuhe, die man schon lange gesucht, jetzt aber erst gefunden hat, können für Sie ein ganz persönlicher Luxus sein.
Luxus kann sich also als Glück darstellen. Ein Glück, das wir erleben dürfen und somit als Luxus empfinden. Und das in Zeiten, wo wir glaubten, dass Krieg in Europa für immer ausgeschlossen sei. Darum war Frieden lange Zeit kein Luxus mehr. Heute wissen wir, dass Frieden wohl der größte Luxus ist, den wir überhaupt erleben können.
Aber dürfen wir uns unseren „kleinen“ Luxus in diesen Zeiten überhaupt leisten? Ist das nicht auch schon dekadent, wenn andernorts Menschen vor dem Krieg fliehen müssen? Da gibt es keine einfachen
Antworten. Aber wenn wir alle nur noch das Notwendigste beschaffen, keine Reisen mehr unternehmen, vielleicht sogar auf das geliebte Glas Wein am Abend verzichten? Dann haben wir in dem Wunsch, uns mit den Menschen in Not solidarisch zu erklären, ganz nebenbei auch unsere Volkswirtschaft ruiniert. Diese Volkswirtschaft, die uns die Kraft verleiht, anderen helfen zu können und mit deren Hilfe ganz nebenbei auch die Pensionen und Renten für Millionen von Menschen, die ein zumeist ein langes Arbeitsleben hinter sich haben, erwirtschaftet werden müssen.
Darum ein klares Ja zu Ihrem neuen Sommerkleid und zu einem guten Essen. Nicht maßlos, aber genussvoll. Wir alle brauchen auch Streicheleinheiten für die Seele. Damit wir an anderen Stellen kraftvoll helfen können.